Kann eine Rückenmarkstimulation als Reparatur nach Rückenoperationen Beschwerden mindern? Studien bestätigen, dass eine hochfrequente Rückenmarkstimulation Beschwerden bei Failed-Back und Virgin-Back Syndromen reduziert. Als Schmerzmediziner kann ich die hochfrequente Rückenmarkstimulation als Reparaturmaßnahme bei Failed-Back-Surgery und Virgin-Back Syndrom nur empfehlen.
Gemeinsam mit Neurochirurgie-Spezialistin Dr. med. Janine Ai-Schlaeppi vom Berner Inselspital diskutiere ich in diesem Artikel der Schweizer Ärztezeitung die wichtigsten Abwägungen zur Elektrischen Rückenmarkstimulation (oder Neuromodulation) für Failed-Back-Surgery und Virgin Back-Patient:innen. Unten finden Sie diesen deutschsprachigen Artikel zum Download.
Hier unsere fachlichen Überlegungen:
- Die Rückenmarkstimulation bei «virgin back»-Sydnrom scheint eine minimalinvasive und vielversprechende Therapieoption zu sein mit sehr gutem Ansprechen, die vorgängig getestet werden kann, insbesondere bevor irreversible wirbelsäulenchirurgische Eingriffe vorgenommen werden.
- Internationale multizentrische Studien werden aktuell durchgeführt.
- Aufgrund des minimalinvasiven Charakters des Eingriffes sollte die Neurostimulation innerhalb von 1–2 Jahren nach Symptombeginn evaluiert werden.
- Insbesondere hinsichtlich der Opiatkrise in den USA ist die Neuromodulation eine sehr gute Alternative und kann der Opiatabhängigkeit entgegenwirken.
- Die Technologien entwickeln sich ständig weiter und die Neuromodulation wird in Zukunft immer mehr einen wichtigen Stellenwert in der Schmerztherapie einnehmen.
Rückenmarkstimulation als Game-Changer
Dabei ist die Rückenmarkstimulation oder auch SCS (Spinal Cord Stimulation) keine neue Therapie, sondern wird seit 40 Jahren praktiziert. Tatsächlich ist die Effektivität und Überlegenheit gegenüber konservativen Therapien etwa bei postoperativ persistierenden Rücken und/oder Beinschmerzen im Sinne eines FBSS in diversen Studien bewiesen.
Gegenüber der herkömmlichen Medikamenten-Therapie zeigt sich in der SCS-Gruppe eine höhere Schmerzreduktion (>50% ggü 9% in der Vergleichsgruppe).
Je nach Diagnose kommt das Kosten-Argument hinzu. Die Waage schlägt ab Behandlungsdauern von 12 bis 36 Monaten zugunsten der initial teureren SCS aus. In der Langzeitbehandlung gewinnt die Elektrische Rückenmarkstimulation auch das Rennen um die Behandlungskosten. Das ist in Zeiten strengsten Kostenbewusstseins ein wichtiges Argument.
Hier noch die Definitionen zum besseren Verständnis:
- «Failed Back Surgery Syndrome“ und „Virgin Back«
Failed Back Surgery: Beschreibt Patient:innen, die nach einer oder mehreren Wirbelsäulen-Operationen weiterhin starke Rücken- und Beinschmerzen haben. - Virgin Back: Beschreibt Patient:innen, die nach einer ausgeschöpften medikamentösen Therapie starke Rücken- und Beinschmerzen haben, ohne bisher operiert worden zu sein.Nähere Infos: National Library of Medicine
Ihr Dr. Henner Niebergall
Schmerzspezialist
Hier der Link zum Artikel «Rückenmarkstimulation bei «virgin back»»
Weiterführender Link zur National Library of Medicine:
https://bit.ly/44NnrBJ