Praxis für
Schmerzmedizin Zürich

Dr. Med.
Henner Niebergall

Dr. med. Henner Niebergall
Dr. med. Henner Niebergall

Depression mit Psychedelika behandeln

Gibt es den schnellen «Trip aus der Depression?»Meine Einschätzung zur Renaissance der Psychedelika

Spätestens seit dem regelrechten Boom von Cannabinoiden wird auch die Wirkung von anderen psychoaktiven Substanzen in größeren Studien untersucht. In der Medizin wird wieder aktiver über Psychedelika diskutiert. Neben CBD und THC betreten seit etwa 5 Jahren auch LSD und Psilocybin vermehrt die öffentliche Bühne der Wahrnehmung. Wer sich an die psychedelischen 1960er Jahre erinnert fühlt, liegt völlig richtig. Damals war die psychedelische Psychsotherapie übrigens legal und die Behandlungseffekte signifikant. Die Halluzinogene reichen aber tief in die Menschheitsgeschichte zurück. Den Magazin-Artikel aus GEO stelle ich Ihnen als Download zur Verfügung, weil darin verschiedene Aspekte, wie Gefahren, Risiken und Wirkungen, gut verständlich erläutert sind.

Dazu meine kurze medizinische Einschätzung, die sich insbesondere an Patient:innen mit schweren depressiven Erkrankungen richtet. Wenn Sie zu jenen Patient:innen gehören, die unter einer therapierefraktären Depression (trD) oder einer Posttraumatischen Belastungsstörung bzw. Traumafolgestörung leiden. Dann sind Sie nicht allein. Denn eine solche Diagnose teilen Sie statistisch mit etwa 1% der Bevölkerung.

Statistisch leidet 1 Prozent der Bevölkerung an Depression.
Pixabay_StockSnap

In diesem Fall wissen Sie vermutlich auch bereits, dass wir Mediziner von trdD sprechen, wenn zwei medikamentöse Prophylaxen in Kombination mit einer langjährigen Psychotherapie keine Verbesserung erbracht haben.

Renaissance von psychoaktiven Substanzen?

Wo weder Psychologie noch Medizin weiterhelfen können, dort verspricht heute die Renaissance von psychotropen Substanzen (LSD, Psilocybin, Ketamin, MDMA) neue Wege und Heilungschancen. Sind das Strohhalme nach denen die Betroffenen in ihrer Not greifen oder wissenschaftlich betrachtet echte Behandlungsoptionen?

  • LSD
    Lysergamid; 1938 von Albert Hofmann in der Schweiz entdeckt. https://de.wikipedia.org/wiki/LSD
  • Psilocybin – Der Konsum von Psilocybin erfolgt in der Regel in Form von psilocybinhaltigen Pilzen und bewirkt einen psychedelischen Rausch mit visuellen Halluzinationen.
  • MDMA – Ecstasy Wirkstoff; in der Medizin als Hilfsmittel in der Psychotherapie und Traumabehandlung
  • Ketamin – als Narkotikum zugelassen und weiter angewendet;

Bis auf das Narkosemittel Ketamin sind die oben genannten Psychedelika in der Regel verboten oder wie in der Schweiz nur gegen spezielle Bewilligung erhältlich. Die Kosten müssen von den Patienten selbst getragen werden.

S-Ketamin (Arzneiname: «Spralevo») ist mittlerweile in Form eines Nasensprays in der Schweiz erhältlich. Razemisches Ketamin ist als Narkotikum schon lange zugelassen und weiter in Anwendung. Tatsächlich bieten Ketamininfusionen auch einfache, niederschwellige Behandlungsmöglichkeiten bei schweren depressiven Störungen. Im Vergleich zu Psilocybin, LSD und MDMA mit weit kürzeren Behandlungszeiten, die im Schnitt bei maximal 3 Stunden liegen. Für eine ärztlich begleitete LSD-Intervention sollten Sie sich hingegen schon einen halben bis einen 1 ganzen Tag freinehmen. Ketamin ruft nachweislich bewusstseinsverändernde Zustände hervor, die einige Tage anhalten.

In dieser GEO Titelgeschichte werden zahlreiche weitere Aspekte gut verständlich erläutert. Dies sehe ich als geeigneten Beitrag dazu an, die Aufklärung von Betroffenen voranzutreiben – je mehr Sie über Ihren Zustand wissen, desto besser können wir Ärzte gemeinsam mit Ihnen den richtigen Behandlungsweg einschlagen. Gerade in der Schmerzmedizin sollten wir neuen Ansätzen gegenüber immer aufgeschlossen sein. Wer innovative Substanzen oder Behandlungswege wahrnimmt, medizinisch-kritisch prüft und in die eigene Praxis implementiert kann, wird den Krankheitsbildern unserer Zeit auch viel eher gerecht und erzielt nachhaltigere Heilungserfolge. Dass der therapeutische Einsatz nur auf Basis von wissenschaftlichen Studien, entsprechender Medikamentenzulassungen und in einem klinischen Umfeld erfolgen kann, versteht sich von selbst.

Ihr Dr. Henner Niebergall
Schmerzspezialist

Weiterführende Links:

www.geo.de

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